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(05) Umuganda - Warte, schon wieder Uganda?!

Aktualisiert: 6. Apr. 2020

Das zweiwöchentliche Update steht an. Und wieder weiß ich nicht wirklich, wo ich anfangen soll, deswegen einfach der Reihenfolge nach:

In der Jumelage gibt es täglich um 10 Uhr die so genannte Tea-time. Dabei handelt es sich um eine kleine Pause von ca. 15 Minuten, in der schwarzen Tee und Kaffee ausgeschenkt wird. Außerdem gibt es auch etwas kleines zum Essen z.B. Chapati (Teigfladen in Fett gebacken) und Umugati (Weißbrot).

An besonderen Tagen kommen dann noch zusätzlich Sambuza (fritierte Teigtaschen mit Hackfleisch- oder Gemüsefüllung) oder Amandazi (Art frittierte Quarkbällchen), Umutsima (Kuchen) oder Obst. Ja, ich versuche hier erste Wörter Kinyarwanda mit einzubauen. Denn seit unserer ersten Stunde Sprachkurs üben wir eifrig, und es klappt schon immer besser.

Jedenfalls war am Montag Olis Geburtstag. Er ist/war ein Freiwilliger von Volunta, der letztes Jahr bei der Jumelage sein FSJ abgeschlossen hat. Jetzt ist er wieder hier, für zwei Monate, dieses Mal aber um zu arbeiten und das Sozial-Department zu unterstützen.

Jedes Mal, wenn ein Mitarbeiter (und natürlich auch die Freiwilligen eingeschlossen) Geburtstag hat, organisiert er eine besondere Tea-time. Somit ist diese Person dann der Gastgeber der Tea-time. Das heißt ganz viele Leckereien auf einem Tisch, so gab es Donuts, verschiedene Kekse, Plundertaschen und auch Avocado.

All diese Gebäckstücke kann man bei La Gallette kaufen. Der Laden, indem die Jungs öfters Essen gehen. Denn es gibt nicht nur ein Restaurant, sondern auch eine Bäckerei und eine Metzgerei, die deutsche Waren anbietet.

Dann hatten wir auch das erste Mal eine traditionelle Tanzstunde, in der wir in der Mittagspause von Aline aus dem Department für Wirtschaft ein paar Tanzschritte gelernt haben. Es hat richtig viel Spaß gemacht, auch wenn wir bestimmt sehr tollpatschig ausgesehen haben.

Allgemein, von dem, was ich bisher erlebt habe, ist traditionell ruandischer Tanz vor allem von Stampfen geprägt. Manchmal haben die Tänzerinnen auch eine Art Rassel an ihren Füßen gebunden. Ich füge unten mal ein paar Videos ein, damit es besser verständlich ist. Auch gibt es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, also Frauen tanzen nicht das gleiche wie die Männer.

Um ein weiteres Update von der Arbeit zu geben: Ich ünterstütze immernoch Prince mit der Besichtigung der Schulen und Fertigstellung der TVET-Berichte. Dafür ging es die letzten zwei Wochen wieder auf Fieldtrips, unter anderem wieder in den Süden, aber auch in den Westen und Norden. Aber alles der Reihenfolge nach.

Wir besuchten eine Schule im Norden. An diesem Tag regnete es sehr heftig im Norden, und ich war etwas besorgt, da ich meine Wäsche in der Jumelage aufgehangen hatte. Ja in der Jumelage gibt es eine Waschmaschine,mit der wir unsere Wäsche waschen können.

Bei unseren Besuchen haben wir immer eine Art Guideline, an die wir uns halten. Zuerst gibt es ein Gespräch mit dem Schulleiter, in dem unter anderem Fragen für den Bericht beantwortet werden, oder die allgemeine Situation und Ausstattung besprochen wird. Dann gibt es eine Führung über das gesamte Schulgelände und wir machen fleißig Fotos dabei, die später sich im Bericht wiederfinden werden. Anschließend gibt es meistens noch etwas zu Essen und das wichtigste für die Schulleitung: es gibt einen Eintrag in das Gästebuch.

Am nächsten Tag besuchten wir eine Schule im Süden. Da habe ich gleich die Möglichkeit, euch die African Massage zu empfehlen. Das ist (leider) keine richtige Massage, sondern viel mehr die Situation der Straßenverhältnisse. Neben den vier großen, und gut geteerten Straßen, die von Kigali aus in jede Himmelsichtung gehen, gibt es viele Dirtroads. Abseits der geteerten Straßen gibt es eigentlich nur noch diese Art von Straßen. Sind noch viel kurviger als die Hauptstraßen, viel unübersichtlicher und enger, viel näher am Abgrund, ohne Markierungen oder Sicherheitsmaßnahmen und viel mehr. Dazu sind sie auch von den Starkregenfällen gezeichnet. Das heißt auch wenn die Straße eigentlich zweispurig ist, gibt es meist nur einen möglichen Weg, den sich alle Verkehrsteilnehmer aus beiden Richtungen teilen.

Immer an Häusern vorbei, werden diese Straßen seltener von Autos oder LKWs befahren. Eher finden sich dort Motos, Fahrradtaxis und natürlich viele Fußgänger und auch Tiere. An der Fahrbahn entlang findet man auf dem Land viele Ziegen, Schafe, seltener auch Schweine und Kühe, die meistens an Pflöcke angebunden sind, oder von Hirten geführt werden.

Wieder zurück zur African Massage. Durch diese Verhältnisse ist es selten möglich, schneller als 60 km/h zu fahren. Hätte die Jumelage keine Vierrad-Antrieb-Jeeps und ziemlich gute Achsen, würde eine Fahrt bestimmt anders aussehen. Dementsprechend wird man trotzdem bei einer Fahrt über die Dirtroads ganz schön geschüttelt, und das nennt man dann African Massage.

So ging die Arbeitswoche auch schnell vorbei. Das Wochenende verlief ganz ruhig, mit dem ein oder anderen Film und viel Erholung.

Samstag besuchte ich das erste Mal Umuganda. Ganz richtig gehört und auch kein Schreibfehler meinerseits; damit meine ich nicht Uganda. Umuganda findet immer am letzten Samstag im Monat statt. Es bedeutet so viel wie Community-work, also Gemeinschaftsaufgaben, die man zusammen mit seinen Nachbarn in ‚seinem Dorf‘ erledigt. Dazu ist es vielleicht hilfreich, euch die Struktur und Regierungsebenen zu erklären. In Ruanda gibt es sechs verschiedene ‚Ebenen‘. Das Land Ruanda (Ebene eins) ist in fünf verschiedene Provinzen aufgeteilt. Je nach Himmelsrichtung gibt es die Nord-, Süd-, Ost-, und Westprovinz und zusätzlich noch die Provinz Kigali. Ganz interessant dabei ist die die Aufteilung, da sie nicht gleichmäßig ist, und somit zb. die Ostprovinz verhältnismäßig am größten ist. Dazu kann ich in der Galerie auch noch mal ein Bild einfügen. Nach der zweiten Ebene kommt noch der Distrikt (Kigali City hat 3 Distrikte), der Sektor, die Zelle und zuletzt das Dorf, auch genannt Umudugudu. Diese letzte Ebene besteht auch einem kleinen Bereich von ca. 100 Haushalten (grandiose Schätzung meinerseits) und in dieser Gemeinschaft arbeitet man dann bei Umuganda zusammen.

Aufgaben sind zum Beispiel das Säubern von Straßen, Renovierung oder Bau von Gemeinschaftsgebäuden. Diesen Samstag halfen wir mit, ein Schulgebäude zu bauen. Nebenan auf dem Grundstück der Primary school Kimisagara, an der die Jungs auch unterrichten, wird zur Zeit ein neuer Schulkomplex gebaut. Sandro und ich setzten einige Ziegel und versiegelten sie mit Zement.

Es war eine super schöne Erfahrung, gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten, und etwas für unser Dorf zu tun. Nächstes Mal werden wir wahrscheinlich das fertige Gebäude streichen, darauf freue ich mich auch schon sehr.

Sonntag ging ich erstmals auf den Markt, um mir Obst und Gemüse zu kaufen. Anfangs hatte ich Zweifel, ob ich Sonntags überhaupt Auswahl haben würde und ob überhaupt Verkäufer dort sein werden. Es stellte sich heraus, das war ziemlich europäisches Denken, denn es gab sehr viel Auswahl. Etwas überfordert machte ich mich dann daran einkaufen. Das verhandeln klappte noch nicht so gut, aber das wird die nächsten Male bestimmt besser. Von dem Gekauften machte ich mir einen leckeren Gemüseeintopf und war auch damit den ganzen Sonntag beschäftigt: Ein Kilo Kartoffeln, ein halbes Karotten und dann verschiedene Bohnensorten, Erbsen, Linsen und Tomaten.

Als ich Montags zur Arbeit ging, ist die Regenzeit wirklich bei uns angekommen. Schon morgens war der Himmel schwarz und das bleib dann den ganzen Tag, mit kurzen, aber sehr heftigen Gewittern mit Platzregen.

Dienstag und Mittwoch dann zwei erneute Fieldtrips. Dienstag machten wir eine abenteuerliche Reise, die etwas länger als ein normaler Fieldtrip war. Eigentlich fährt man, je nachdem wie weit die Schule von Kigali entfernt ist, gegen 8 Uhr morgens los und kommt meistens gegen Arbeitsschluss um 4/5 Uhr wieder in Kigali an. Dieses Mal war alles anders:

Normalerweise fährt man allerhöchstens zu dritt (plus Fahrer zu viert). Doch wir kombinierten den Besuch von drei Schulen und waren deswegen zu fünft unterwegs (auch hier plus Fahrer zu sechst).

Zuerst besuchten wir eine Schule im Süden, an der das Bau-Department (Autoinsasse Janvier) ein neues Schulgebäude fertiggestellt hatte, von welchem wir uns einen Eindruck und Fotos machten. Dann fuhren wir 3 Stunden über Dirtroads zu der nächsten Schule im Westen; dazwischen der Schock: Die Bremse funktionierte nicht mehr richtig. Zum Glück wurde ich von fünf Männern begleitet, die zusammen das Problem lösen konnten.

Während der Fahrt schaute Jean Marie immer wieder aus dem Fenster auf das Autodach, ob denn die Kopiermaschine noch dort war. Aber auch diese hat die Fahrt gut überstanden.

Angekommen an der zweiten Schule, wurde die Maschine im strömenden Regen abmontiert und vom Auto gehoben. Dort ließen wir J.Marie und Francois, unseren IT-Techniker zurück, da sie die Kopiermaschine anschließen sollten und auch einen Internetzugang legen wollten. So fuhren wir dann nur noch zu dritt schließlich zur TVET Schule im Westen. Dort gingen wir nach unserem üblichen Schema vor, und nachdem die anderen Beiden von einem Moschee- besuch zurückgekommen waren, holten wir Francois und J.Marie wieder ab. Kurz nachdem wir alle wieder im Auto waren (plus zwei Lehrer), kauften wir bei einer Frau Zuckerrohr, welches wir im Auto aßen. Nach kurzer Fahrt stieg noch eine weitere Frau ein und in dieser übervollen Konstellation fuhren wir zu einem Restaurant/Bar.

Eigentlich ist das nicht übervoll, da das Auto genau 10 mögliche Sitzplätze hat, die bei dieser Fahrt alle belegt waren. An diesem Ort angekommen, gab es eine Spezialität für diese Region. Ich wollte aber erst nach dem Essen erfahren, was ich denn da gegessen hatte. Denn meine Sorge war, dass ich unhöflich bin, wenn ich es gar nicht probiere oder aufesse. So aß ich das erste mal Hase, es schmeckte ziemlich lecker, im Nachhinein aber habe ich immer ein komisches Gefühl, wenn ich daran denke, da der Hase in der westlichen Welt als Haustier gilt und eher nicht auf dem Speiseplan steht. Trotzdem bin ich sehr froh, diese Möglichkeit bekommen und auch neue Erfahrungen gesammelt zu haben.

Da sich alles etwas in die Länge gezogen hatte (auch durch die Probleme mit der Bremse) erreichte ich die Wohnung in Kimisagara erst gegen 22 Uhr. Am nächsten Tag frühs, als ich zur Arbeit gehen wollte, kam dann die Überraschung: Susann, unsere Katze, lag auf dem Sofa mit drei süßen kleinen Katzenbabys. Ab jetzt ist die Kleine also Mutter, ich kann es immer noch nicht glauben, und die kleinen Babys wachsen und gedeihen prächtig.

Zurück zum Fieldtrip. Mittwochs besuchten wir (wieder) eine Schule im Süden (ich habe das Gefühl, die meisten Partner-TVET-Schulen befinden sich in der südlichen Provinz). Diese Schule wird vom Staat Rheinland-Pfalz und dem Freunddeskreis in Landau gefördert. Dementsprechend war sie auch neu, top equipt und ziemlich groß. Nach dem Besuch fuhren wir noch zu einem Internat, dass unser Fahrer seine Tochter besuchen konnte, die in dieser Gegend zur Schule geht. Es war so schön mit anzusehen, und die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Heimwärts regnete es, wie so oft, wieder.

An diesem Tag gab es auch eine kleine Überraschung für mich. Als ich bei der Arbeit angekommen war, traf ich Abdalazak. Er ist ein Freund der WG und unterstützt uns auch wo immer es geht. Vor kurzem hat er sein eigenes Motorrad verkauft, denn zuvor hat er als Motofahrer gearbeitet. Er erzählte mir, er würde jetzt für zwei Tage für die Jumelage arbeiten, und der Gate-keeper sein.

Abends liefen wir zusammen nach Hause (er wohnt gegenüber von uns) und er zeigte mir einen neuen Weg, durch Bananenstauden hindurch, der bei der Primary school endete.

Donnerstags war es morgens erstmalig so neblig, dass man nicht mal 100 Meter weit sehen konnte. Solches Wetter kannte ich bisher nur aus Deutschland, es kommt aber auch in tropischen Breitengraden vor.

Vorgestern, Freitag, kaufte ich zusammen mit Salvatore ein. Er ist zurzeit (noch) ein Praktikant, der das Schul-Department unterstützt, kann aber danach als fester Mitarbeiter eingestellt werden. Eine Teilnehmerin der Delegation, die inzwischen schon hier in Kigali ist und die ich am Montag erstmals kennenlernen werde, hat gewünscht, mit ihrer 100 Euro Spende, den Schülern an einer Schule, die die Delegation Dienstags besuchen wird, Hefte und Bücher zu kaufen. Nach langwierigen Diskussionen und Rechnungen, konnten wir von den 100.000 RWF 324 Hefte und 305 Stifte kaufen. Dann war die Arbeit auch fast schon vorbei und das Wochenende näherte sich wieder.

Freitag Abend luden mich die Jungs zur Rooftopbar Lin and Gao ein. Von dort aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt, vor allem bei Nacht. Ich blieb aber nicht allzu lange dort, da ich am Samstag um 9 Uhr den kleinen Fußballspielern u7 von Esperance zugeschaut habe. Da die Jungs öfters ihre Freunde/Co-trainer von dort nach Hause bringen, kannte ich auch einige und hatte dort das ein oder andere schöne Gespräch, während ich den Kleinen beim Spielen zuschaute.

Danach begleitete mich Job, unser Nachbar, zum Markt und wir kauften eine neue Matratze und wieder Obst und Gemüse ein. Die neue Matratze war unbedingt nötig, da meine Schaumstoffmatatze schon sehr durchgelegen ist und ich dadurch nicht gut schlafen konnte und ständig Kopfweh hatte. Nach Empfehlung von Job entschied ich mich für eine tansanische, nicht Schaumstoffvariante, die sowohl mir, als auch vielen weiteren Nachfreiwilligen einen guten Schlaf bereiten wird.

Auf dem Heimweg trug ich sie, wie es sich in Ruanda gehört, auf dem Kopf. Dabei bekam ich viele verwirrte Blicke und viele Menschen, an denen wir vorbeiliefen beschwerten sich, warum ich und nicht Job die Matratze tragen würde. Aber neben diesen spitzen Bemerkungen am Rande war das Tragen zwar anstrengend aber lustig. Unbedingt möchte ich in diesem Jahr lernen, Dinge auf meinem Kopf zu balancieren, ohne dabei die Hände als Ausgleich benutzen zu müssen. Das sieht man hier nämlich ständig. Überwiegend Frauen tragen so Obst, Wasser oder Waren auf dem Kopf, und das ohne es mit den Händen festzuhalten.

Ich fing auch an, für die Woche vorzukochen, und backte unter anderem auch einen Kuchen. Später holte mich Francois (Freund der WG, nicht mein Arbeitskollege) und wir gingen, zusammen mit Abdalazak zum Haus der Freiwilligen von Artefakt. Die sind nämlich übers Wochenende weggefahren, haben aber einen Hund. Wir fütterten ihn und gingen danach über einen anderen Schleichweg zurück. In den nächsten Monaten möchte ich unbedingt mehr dieser Wege kennenlernen, um so auch mein Viertel besser zu kennen.

Heute fahren wir gleich zu einer Taufe, zu der wir von James (Weiterer Freund der WG von Esperance) eingeladen wurden. Sie findet in Muhanga statt, was ca. eineinhalb Stunden mit dem Bus entfernt ist. Ich bin schon sehr gespannt, was wir dort erleben werden und was auch die nächste Woche mit der Delegation mit sich bringt. Bis dahin verabschiede ich mich wieder von euch, und wir sehen/lesen uns spätestens in zwei Wochen wieder.

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