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(17) Backen in der Office und nachträglicher Geburtstag

Aktualisiert: 6. Apr. 2020

Nach einer langen Wartezeit schreibe ich wieder etwas für meinen Blog. Ihr seid wieder live dabei, was ich die letzten 2 Wochen so erlebt habe.

Am Montag waren wir bei Hidaya aus der Jumelage zum Essen eingeladen. Sie hat uns schon immer bei der Tea Time manchmal mit leckeren Guakamole oder Nudelsalaten verwöhnt. Deswegen habe ich mir in der Mittagspause auch öfters mit ihr, Rebecca und Brigitte das Essen geteilt. Dann gab es natürlich typisch ruandisches Essen wie Isombe, Bohnen, Kochbananen und vieles mehr. Ihr Freund/Verlobter Stefan aus Deutschland ist sie besuchen gekommen, und ich hatte auch vorher noch Kontakt mit ihm, sodass meine Familie mir ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk mitbringen konnte.

So war die Spannung natürlich riesig. Montag nach der Arbeit fuhr ich mit Allen und Prince, und den beiden Freiwilligen Franka und Larissa zu Hidaya nach Hause. Dieses liegt in der Nähe des großen Kimironko Marktes.

Leider regnete es an diesem Tag sehr stark, deswegen fuhr Allen uns auch, sonst hätten wir ein Moped nehmen müssen. Aber das ist immer sehr schwierig wenn es regnet, dann fahren kaum Motos und wenn sie dich mitnehmen verlangen sie mindestens das Doppelte oder Dreifache vom normalen Preis (der von der Jumelage zum Kimironko mindestens 1000 RWF ist).

Mit dem Starkregen folgte auch der Stromausfall, so gab es ein wirkliches Candle-light Dinner. Mit Hühnchen, Tortillas, Erbsen und einen Käse-Nudelsalat. Danach gab es noch Mentos, die beim La Galette gekauft wurden und für mich mein Geschenk.

Ich hatte einen kleinen Rucksack bekommen, den ich seit dem Tag immer mit zur Arbeit nehme. Dort passt alles perfekt hinein, was ich jeden Tag zur Arbeit mitgenommen habe: Das Buch, das ich zurzeit lese, meine Regenjacke und eine Strickjacke (falls es kalt wird) sowie eine Wasserflasche und meinen Kalender, den ich von der Jumelage zum neuen Kalenderjahr bekommen habe. Trotzdem war immer noch etwas Platz für andere kleine Dinge oder kleine Einkäufe bzw. mein Mittagessen, welches ich meistens in einer Tubbabox zur Arbeit mitgenommen habe.

In der Mittagspause habe ich es dann immer in der Mikrowelle aufgewärmt und mit den Kollegen geteilt.

Meistens hatten wir dann 3 oder 4 verschiedene Gerichte und jeder durfte sich an allem bedienen. Dazu kommt noch eine neue Kollegin namens Parfaite, die den alten Arbeitsplatz von Sandrine übernommen hat. Sie war auch meistens in unserer Mittagsessen Gruppe und ich brachte ihr die Zahlen 1 bis 10 auf Deutsch bei.

Dienstags fuhr ich mit Allen und Janvier auf einen Fieldtrip in den Norden. Dort besichtigten wir drei neue Projekte, bei denen der Bau jetzt angefangen werden sollte. Auf unserem Trip fuhren wir fast bis Gisenyi, eine Stadt am Kivusee, die direkt an die andere Grenzstadt Goma (Kongo) anschließt. Die erste Schule soll durch einen Bau von fünf weiteren Klassenzimmern und einem Bürogebäude erweitert werden. Bei der zweiten Schule soll eine Multifunktionshalle gebaut werden, in der die Schüler ihr Mittagessen zu sich nehmen können. Auch bei dem letzten Schulbesuch soll ein neues Gebäude mit Klassenzimmern genehmigt werden.

Bei Fieldtrips, wo neue Bauten anstehen kommen immer auch mindestens drei verschiedene Enterprises (Baufirmen), die ihre Kontaktdaten hinterlassen. Nachdem von jeder Firma ein Kostenvoranschlag kommt, entscheidet das Bauabteilungsteam, mit welcher lokalen Firma sie zusammenarbeiten. So unterstützt die Jumelage mit ihren Bauprojekten auch die kleinen Firmen und Bauunternehmen vor Ort.

Auf dem Weg in den Norden (Richtung Musanze) kommt man auch bei Sina Gerard vorbei. Diesen großen Unternehmer konnte ich bei dem Besuch der Delegation um Minister Wissing live und in Person erleben. Damals lud er uns zum Essen auf seinem Dach ein, zeigte uns seine Weinproduktion, seine Farm, seine Schule und vieles mehr. Nun war ich wieder in der Gegend aber deutlich „unbedeutender“ und als Normalbürger.

In Nyirangarama hat er mehrere Streetshops und seine Fabriken sowie seinen Wohnsitz, seine Farm und die Schule. Dort ist alles billiger, als zum Beispiel in der Stadt: Janvier kaufte dort Akarabo, kleine Kekse für 1000 RWF, im Supermarkt in Muhanga kosten die gleichen Kekse 1400 RWF. Das ist zwar für deutsche Verhältnisse nicht viel (40 ct) aber trotzdem ein erheblicher Unterschied.

Sina Gerard produziert so ziemlich alles, was man in Ruanda kaufen kann. Von scharfem Chili-Öl über Wasser und Säfte, Marmeladen, Weine, Brot und Brötchen (sogar Donuts) einfach alles. Es unterstützt auch so den ganzen Ort und schafft Arbeitsplätze für alle Bewohner.

Auf der Heimfahrt aßen wir mal wieder eine Mixed-Plate to go, das heißt, alles was auf den Teller bzw. in unserem Fall in die Schüssel passt wird genommen. Zusätzlich aßen wir noch mehr Kekse und einen Maiskolben, der über dem Feuer gegrillt worden war.

Zuhause angekommen war es schon wieder dunkel und somit auch zu spät, um noch ins Inliner Training zu gehen.

Am Mittwoch dann das nächste Highlight. Für meine Special Tea Time hatte ich ja Kuchen für die Office gebacken. Der kam so gut an, dass Belinda, eine Kollegin von der Handwerkskammer Koblenz, eine Backstunde mit mir organisierte. Ich nahm meine Backform von zuhause mit und in der Mittagspause backten wir in einem Team von leider nur Frauen (Parfaite, Aline und ihre Schwester, Brigitte, Rebecca, Felicite, Belinda und Sandrine) einen Zitronenkuchen und einen Bananenkuchen. Da der Ofen kurzerhand seinen Geist aufgegeben hatte, brachte ein Fahrer mit Francois, der schon in der Stadt Erledigungen machen musste, unseren kleinen Ofen aus Kimisagara. Dort backte ich dann die Kuchen in meinem Büro und es roch unverschämt gut, sodass selbst Katja kam und fragte, was hier vor sich geht.

Pünktlich zum Feierabend waren auch die Kuchen fertig, da aber nicht mehr alle da waren, entschieden wir uns sie am nächsten Morgen zur Tea Time zu essen.

So gab es am Donnerstag Kuchen zur Tea Time, was gut war, denn beide Fahrer waren ausgelastet, so hätte es nur Tee gegeben. Abends ging ich wie gewohnt zum Inliner Training und wir übten verschiedene Figuren und Aufstellungen. Diese wollte ich später Filmen und in ein Video zusammenschneiden.

Inzwischen hatte ich die Angewohnheit früher zur Arbeit zu gehen. So war ich schon meistens um 7 dort und schaute mir die Tagesschau, die es ja nun auch auf YouTube gibt, an. Damals fing gerade die Verbreitung des Corona Virus an. Zu diesem Zeitpunkt gab es auf dem afrikanischen Kontinent kaum Infizierte und es kursierte das Gerücht, dass schwarze Haut immun gegen das Virus ist; Deutschland hatte gerade einmal 480 Fälle.

In Ruanda spürte man noch rein gar nichts von dem Virus, das Leben lief total normal weiter.

Am Freitag kam ein Trainer zu uns, der mit uns über interkulturelle Aufklärung sprach. So behandelten wir Themen, in wieweit unsere Arbeitsstelle offen für neue Kulturen ist, wie wir sie offener gestalten können und noch viel mehr. Dabei liegt es an der Person selbst, ob sie sich in einem multikulturellen Kontext wohlfühlt. Es gibt verschiedene Stufen oder Schritte von dem Verneinen anderer Kulturen zur Akzeptanz, aber nur die Unterschiede sehen bis hin zum regen Austausch. Das wichtigste ist, die Balance zwischen Anpassung an andere Kulturen und der Beibehaltung eigener Kultur und Werte zu finden. Ich fand diesen Halbtagesworkshop sehr spannend, da ich mich dadurch besser kennengelernt habe. Jeder Mensch wächst in einer anderen Kultur auf, und man kann z.b die ganze deutsche Kultur nicht auf 3 Freiwillige projizieren, die gerade in der Jumelage arbeiten. Genauso wenig kenne ich die ruandische Kultur, wenn ich wenige Personen kenne, oder mit meinem Verhalten egoistisch nur meine Werte durchsetzen möchte.

Am Ende gab es einen Bogen, den wir ausfüllen konnten, um uns und unsere Mitmenschen und Kollegen besser kennenzulernen. Auf verschiedenen Skalen konnten wir so festlegen, ob wir eher kollektiv oder individualistisch denken. Nach diesen 10 Kategorien konnten wir mit den Nachbarn vergleichen. Und dort wo die Unterschiede am Größten waren, ist natürlich auch das größte Konfliktpotential, da die Meinungen sehr weit auseinander gehen. Dies soll der Office zukünftig helfen, interkulturelle Probleme nicht nur zu vermeiden, sondern auch den Grund erkennen zu lassen und Lösungen zu finden.

Abends wollte ich eigentlich mit Dodil laufen gehen, wir verpassten uns aber leider und liefen individuell nach Nyamirambo und zurück. Auf dem Rückweg traf ich noch James, den ich lange nicht gesehen hatte.

Am Samstag ging ich nach dem Inliner Training zum Markt und kaufte mein Gemüse für die nächsten Tage ein. Ich kaufte zum Beispiel ein halbes Kilo Ingwer für 500 RWF, Okra, Maniok, Kürbis und noch meine „normalen“ Gemüse wie Bohnen, Erbsen, Paprika, Gurke, Karotte, Kartoffeln. Ich bereite ja alles sogut wie es geht am Wochenende zu, um dann für das Mittag- oder Abendessen nur noch schnell Nudeln oder Reis oder Kartoffeln kochen zu müssen.

Am Wochenende wurden auch die ersten Maßnahmen bekannt, die das Land gegen den Corona-Virus schützen sollte. Dabei hatte Ruanda zu dem Zeitpunkt noch keinen Fall und erst acht Länder auf dem afrikanischen Kontinent meldeten Fälle vom Virus. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, keine Hände mehr zu schütteln und sich zu umarmen. Wenn jemand Symptome zeigt, die einer Grippe ähneln, sollte man sich von diesen fernhalten und bei eigenen Beschwerden möglichst zu Hause bleiben. Der letzte Punkt war Reisen in die kritischen Länder zu verschieben und möglichst nicht mehr reisen.

Sonntag frühs ging es dann wieder zum Inliner Training. Doch es war ein besonderer Tag. Wir bekamen Besuch von einer Föderation für Skater. Diese möchte sich als nationale Vereinigung etablieren, um den Kindern nationale Turniere und Events zu ermöglichen. Geplant sind auf jeden Fall eine Meisterschaft mit dem nationalen Skate Team aus dem Kongo und den Kindern hier, sowohl der Wunsch, einmal an Olympia teilnehmen zu können. Da fünf Vertreter uns beim Training zuschauten, gaben wir alle unser Bestes. Wir zeigten ihnen unsere neuen Formationen und Gruppen Kunststücke. Die Großen zeigten waghalsige Sprünge und Gymnastik auf Rollen. Und auch die Kleinen zeigten ihre Läufe durch die Hütchen und besondere Fahrstile.

Zum Glück waren sie sehr begeistert und konnten sich eine Kooperation vorstellen.

Nach jedem Training sitzen wir noch lange zusammen, beten und besprechen wir das Training gelaufen ist und was wir als nächstes machen könnten. Diese Runde ist am Wochenende größer (mehr Personen) und auch länger, da der Sportplatz abends um 8 Uhr schließt und wir deswegen zeitgebunden sind. Da wir Samstag und Sonntag am Morgen trainieren sind unsere Gespräche kein Problem, meistens sitzen wir auf einer Wiese im Halbschatten und jeder hat das Recht etwas zu sagen, wenn er/sie möchte. Manchmal müssen auch die Kleinen etwas sagen, damit sie üben, wie man vor Gruppen spricht und dass sie keine Angst davor haben müssen.

Am Sonntag redeten wir noch lange mit den Föderationsmitgliedern und jeder erklärte seine Vorstellungen und Anforderungen an die sich bildende „Institution“. Mit dabei waren auch zwei Vertreter des Skate-Parks in Kacyiru. Dort befindet sich ein Skatepark, ähnlich wie ein Deutschland mit Rampen und anderen Fahrmöglichkeiten. Nicht nur Skater, sondern auch Skateboardfahrer und Rollerfahrer sind hier vertreten. Auch sie sollen die Möglichkeit bekommen, auf nationalen und internationalen Wettkämpfen teilzunehmen.

Als wir einmal an dem Car-free Sunday nach Remera gefahren sind, trafen wir dort auch eine andere Skategruppe, die in der Nähe bzw. im Stadion trainiert. Soweit ich weiß gibt es drei große Skate“vereine“ im Zentrum Kigalis. Viele aus der Rwanda Skates for Hope Gruppe, also der Gruppe von Kimisagara, haben in Remera angefangen und mit dem Trainer trainiert.

Nachdem die groben Vorstellungen geklärt waren gab es eine riesengroße Überraschung. Die Skater hatten ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für mich. Ich war mitten in meiner Erklärung, wie das Training verlaufen war und was für das Nächste anstehen würde, als plötzlich Eric mit einem riesigen Blumenstrauß auf mich zukam. Dann wurde noch eine große Sahnetorte und eine Art Wein gebracht. Traditionell in Ruanda wird zuerst getrunken. Also bekamen Dodil und ich je ein Glas sehr süßem Wein und mussten uns gegenseitig aus dem jeweils anderen Glas trinken lassen. Das kannte ich bisher immer nur von den Hochzeiten und war deswegen auch etwas verwundert. Die Kinder aber waren aus dem Häuschen und lachten und applaudierten. Die Stimmung war allgemein richtig gut, die ganze Zeit wurde gesungen und gefeiert.

Der Kuchenanschnitt ist auch typisch ruandisch. Ich hielt das Messer immer mit einer weiteren Person und schneide in genau die gleiche Stelle vom Kuchen bis jeder ein Bild hat oder zufrieden mit der Anzahl der Bilder ist. Das dauert bei 40 Kindern und den ganzen Vertretern etwas. Danach wurde ich entführt um ganz viele weitere Fotos zu machen während der Kuchen in gerechte Stücke geschnitten wurde. Als die Fotosession beendet war durfte ich den Kuchen verteilen. Davor musste ich aber noch ein Stück probieren, wobei ich wiederum auch von Dodil gefüttert wurde. Außerdem wurde mir die Creme vom Kuchen im Gesicht verteilt. Dazu nahm er seinen Finger, tunkte ihn in die Creme und verpasste meinem Gesicht überall Cremepunkte. Das, erfuhr ich danach, gehört traditionell auch zu einer Geburtstagsfeier dazu, obwohl mir nicht gesagt werden konnte, warum genau das so passiert. Und auch die Auswahl von meinem „Mentor“ in der ganzen Geschichte, also die Auswahl von Dodil, der mir immer zur Seite stand, war nicht zufällig. Es soll immer eine etwa gleichaltrige Person des anderen Geschlechts sein. Anscheinend macht man das Füttern nicht nur bei der Hochzeit sondern auch bei Geburtstagen. Und obwohl mein Geburtstag schon etwas länger her war, sangen und trommelten sie mir Geburtstagslieder, viele auf Französisch und da gibt es immer noch große Sprachdifferenzen. Mein Französisch beschränkt sich auf einfachste Formulierungen oder Gemüsenamen, die ich auf dem Markt brauchte.

Letztlich bekam jeder nur ein Stück Kuchen, da wir so viele Personen waren und der Kuchen gerade so für alle reichte. Dazu gab es Fanta für die Kinder. Wir feierten etwa zwei Stunden und jeder war glücklich und fröhlich.

Am 8.3 gab es auch endlich eine Aussage vom ruandischen Gesundheitsministeriums bezüglich des Umgangs mit Corona. Darin heißt es, dass die Grenzen geöffnet bleiben, aber jeder bei dem Eintritt in das Land getestet wird (Fieber messen).

Das Wochenende verbrachte ich mit weiterem Kochen und war dann am Montag mit brechnungen und meinem Kochbuchprojekt beschäftigt. In der Mittagspause aß ich wieder mit Rebecca, Brigitte und Parfaite zusammen zu Mittag. Rebecca hatte Nudeln mit Kochbananen mitgebracht, Brigitte Erbsen und Bohnen mit Süßkartoffeln, Parfaite Reis mit Erdnusssauce und ich relativ unkonventionell Salat mit Keksen.

Ab Montag warnte auch das Auswärtige Amt vor Reisen nach Ruanda und Burundi, da dort mit einer 14-tägigen Einzelquarantäne gerechnet werden muss. Meine Familie wollte mich aber in den Osterferien besuchen, zum Glück hatten sie noch kein Hotel gebucht und wir besprachen, erst einmal abzuwarten, wie sich das Virus ausbreiten würde.

Am Dienstag fuhr ich mit Janvier und Prince in den Süden auf einen weiteren Fieldtrip. Wir besuchten zwei Projekte. Das Erste war ein Antrag auf eine neue Versammlungshalle. Die Afrika Hilfe Stiftung e.V. unterstützt dort seit vielen Jahren Kinder mit besonderen Bedürfnissen und deren Familien. Zusammen mit einer Pfarrei arrangieren sie monatliche Treffen, die den Familien untereinander als Austausch dienen soll. Zusätzlich gibt es je zwei Schwestern und Brüder, die dazu beauftragt sind, die Familien zu Hause zu besuchen und ihnen bei allem zu helfen. Von Anfangs 140 Kindern, betreuen sie inzwischen nur noch 107, da die übrigen Kinder „geheilt“ werden konnten. In der Region in Gisagara (ganz in der Nähe zu Burundi) gibt es aber weitaus mehr Familien, die Kinder mit besonderen Bedürfnissen (diesen Ausdruck finde ich besser als Behinderung, auf Englisch: people with special needs) haben. Deswegen wollen sie ein Haus bauen, das die ganze Zeit für die Treffen genutzt werden kann. Die jetzigen Treffen finden nämlich in einer Art Pfarrsaal statt.

Ich wurde über das Treffen hinaus eingeladen, nächsten Donnerstag mit auf ein Treffen mit den ganzen Familien zu kommen. Auch Katja genehmigte dieses und ich freute mich sehr, noch mehr von diesem Projekt kennenzulernen.

Der zweite Stopp führte uns wieder nördlich an eine Schule, bei der ein neuer Klassenzimmerkomplex gebaut werden sollte (ein Standartprojekt). Dort waren die Kinder zuerst starr und bewegungslos, ja schon fast unangenehm durchlöcherten sie mich mit ihren Blicken. Das Problem ist immer, wenn sie einen Muzungu sehen und vielleicht noch nie zuvor einen gesehen haben, schauen sie dich nur an, sind aber zu schüchtern etwas zu sagen. Ich fing dann an, mit ihnen fangen zu spielen und sie liefen kreischend und lachend vor mir weg. Später spielten wir auch Ballfangen mit einem traditionellen Ball. Viele ländlichere Regionen haben nicht die Möglichkeiten (finanziell) Bälle zu kaufen. Die Kinder basteln deswegen ihre eigenen mit Plastik oder Bananenblättern. Diese sind erstaunlich stabil und sehr leicht zu reparieren.

Auf der Fahrt in den Süden gab es natürlich wieder die gleichen Stopps, um Essen zu holen. Der erste war etwa eine Stunde von Kigali entfernt in Muhanga. Dort kaufte ich immer eine Art Hefeknoten mit Scholokadenfüllung. Der Nächste Stopp auf halben Weg zwischen Nyanza und Huye gab uns Broschette, die besten Zeigenfleischspieße in ganz Ruanda meiner Meinung nach, in Huye die besten Kartoffelsamubza. Das waren unsere Zwischenstopps, die wir auf unseren Fieldtrips in den Süden unternahmen. Je nachdem, wie weit südlich wir zum Projekt fahren mussten, wurden auch einige Stationen nicht angefahren.

Abends war ich mehr oder weniger nicht pünktlich beim Training. Wir übten das erste Mal Hebefiguren und alle hatten großen Spaß daran. Vor allem die Person, die hochgehoben wurde freute sich riesig, da sie alle noch nie in ihrem Leben so hoch über dem Erdboden waren, manche hatten aber auch Angst und wollten lieber schnell wieder herunter.

Auch war eine Person dabei, die eine Kamera hatte. Während des Trainings machte sie ganz viele Fotos und nach dem Training spielte ich sie alle schnell auf meinen Laptop und sendete sie allen in unserer gemeinsamen WhatsApp Gruppe.

Mittwoch wurden mir die ersten Bilder von leeren Supermarktregalen in Deutschland zugeschickt. Es wurde beschrieben wie die Leute vor allem Toilettenpapier, Konserven und Nudeln bunkern als gäbe es kein Morgen (ist das wirklich so?). IN Ruanda war bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich etwas von dieser globalen Krise zu spüren. Wir begannen, uns nur noch mit dem Ellbogen zu begrüßen, nahmen das aber alles nicht sehr ernst (zu mindestens ich auf meiner Seite kann sagen, dass ich das eher als Spaß gesehen habe). Am Abend ging ich nach Nyamirambo und kaufte mir einen Pullover, den ich schon länger haben wollte.

Donnerstags fuhr ich wieder mit Janvier auf einen Fieldtrip wieder in den Süden, also wieder die üblichen Zwischenstopps um das übliche Essen zu holen. Inzwischen waren wir schon ein so eingespieltes Team, dass jeder genau wusste, wie viel von was wir kaufen mussten.

Wir fuhren zu einem Health Center, welches ein neues Gebäude mit stationnären Betten braucht. IN Ruanda gibt es drei Stufen von medizinischer Versorgung. Angefangen bei einem kleinen Zimmer/Haus mit einer Krankenschwester, wenn diese nicht weiterhelfen kann, kommen die Menschen zu einem Health Center, wo mehrere Krankenschwestern tätig sind. Dieses betreut am Tag mehr als 500 Personen und hat neben einem Geburtenhaus auch eine Apotheke, Beratungszimmer, eine Art Intensivstation, und Aufklärungsräume. Die nächste Station wären die Krankenhäuser.

Leider machte Stefan, vom Anfang des Blogeintrags seine Abschlussteatime genau am Donnerstag, sodass wir nur über Videocall daran teilnehmen konnten. Trotzdem waren wir froh über die Möglichkeit. Auf dem Heimweg kauften wir ganze 30 Sambuza, und obwohl wir eigentlich satt waren, aßen wir sie alle zu dritt auf. Zusätzlich kaufte ich noch für alle einen Kaffee, da wir das schon lange geplant hatten. Janvier kannte in Huye viele kleine Restaurants und Shops und meinte immer wieder, wenn wir Zeit hätten, würden wir dort einen Kaffee trinken. Die Zeit hatten wir leider nicht, dafür bestellten wir den Kaffee zum mitnehmen. Erst spät abends kamen wir wieder in Kigali an.

Freitags kam dann die Nachricht, dass alle Schulen vorerst nur in Bayern bis Ostern geschlossen werden. Inzwischen sind ja in allen Bundesländern die Schulen sowie die meisten Geschäfte geschlossen. Am Abend traf ich mich mit Dodil und wir rannten eine Runde zum Stadion in Nyamirambo, machten dort noch einige Übungen bevor wir wieder zurückliefen.

Samstag war die Halle geschlossen, da eine Volleyballmeisterschaft im Sitzen dort stattfand. Deswegen fuhren wir ein bisschen außen und tanzten zur Musik. Inzwischen hatte auch Ruanda stärkere Maßnahmen ergriffen. Beim Betreten des Sportgeländes gab es eine Station, wo alle Händewaschen mussten. Außerdem war es vor jedem Geschäft jetzt Pflicht, eine Händewaschmöglichkeit bereitzustellen. Das wurde sehr gut und schnell von der Regierung beschlossen und umgesetzt.

Die Ministerien und der Präsident sind sehr aktiv auf Twitter und so werden neue Meldungen schnell verbreitet. Zum Beispiel neue Maßnahmen, gegen das Virus.

Das wurde dann am Samstag auch erstmals in Ruanda bestätigt. Ein Inder, der schon am 8.3 in Ruanda angekommen ist, wurde am 13.3 getestet und am 14. stellte sich heraus, dass er den neuartigen Virus hatte. Danach gab es viele Spekulationen, wer die Person war und wo sie sich aufgehalten haben könnte. Dadurch wurden auch viele Fake News verbreitet, unter anderem auch ein Ausweis eines Inders, der aber nicht Corona hat.

Zusammen mit Job, unserem Nachbarn lenkte ich mich ab. So kochten wir amashu, Weißkohl mit Karotten und Tomaten. Dazu gab es Kartoffeln, Ei und Avocado.

Später am Nachmittag gab es ein weiteres Update des Gesundheitsministeriums: Alle Kirchen, Moscheen und sonstige Gotteshäuser sind von Sonntag ab geschlossen, ebenfalls alle Schulen und Universitäten, wenn möglich sollten alle von Zuhause arbeiten, Hochzeiten und Sportevente sind verboten, genauso wie Beerdigungen; Überall soll ein Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter eingehalten werden und alle vermeidbaren Standortwechsel sind untersagt.

Damit war Ruanda mit den Maßnahmen auf dem ungefähren Stand von Deutschland, wobei dort schon über tausend Infektionen bekannt waren.

Den Sonntag verbrachte ich relativ entspannt. Ich schaute das erste Mal eine Messe über das Fernsehen, das war irgendwie komisch und interessant zu gleich. Zu dieser Zeit kam auch Hanna, eine ehemalige Freiwillige zu Besuch. Sie hatte eine Reise von Kenia über Uganda nach Ruanda geplant. Nun war sie an ihrer „Enddestination“ und schlief bei uns.

Das waren auch schon die letzten zwei Wochen. Durch das Virus kommt dieser Blogeintrag nur zu spät, da ich viel vorher klären musste. Freut euch trotzdem hoffentlich auf einen neuen Eintrag gleich wieder am Montag oder Dienstag.

Bleibt gesund und haltet euch an die Ausgangsbeschränkungen!

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