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(02) Die erste Arbeitswoche

  • Autorenbild: Chiara
    Chiara
  • 18. Aug. 2019
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Apr. 2020

Das letzte Mal, als ich mich gemeldet hatte, stand das letzte Wochenende bevor. Dieses haben wir sehr entspannt in unserem Eigenheim verbracht. Am Samstag hatten wir die glorreiche Idee, Sandro einen frischen Haarschnitt zu verpassen. Unser ständiger Begleiter, nicht nur am Wochenende ist dabei unsere Stereo-Anlage. Bedauernswerter Weise für Sandro, sehr amüsant für den Rest, wurde aus dem Haarschnitt nichts, weswegen die Jungs sich am nächsten Tag das erste Mal bei einem Barber um die Ecke die Haare schneiden ließen. Das Erbegnis war zu meinem Erstaunen echt gut, aber ich vertraue den dortigen Frisören noch nicht meine Haare an. Schließlich habe ich ja auch eine Frisörschere dabei, um mir, wenn mich meine Haare nerven, einen neuen Schnitt zu verpassen.

Am Sonntag sah ich auch das erste Mal Ingo. Ingo ist (der Vater?) die zweite unserer beiden Katzen. Neben Susann, die man auch ins Haus lassen und streicheln kann ist Ingo inzwischen eine echte Streunerkatze geworden. Ihn lassen wir, wie die Vorfreiwilligen auch, nicht mehr ins Haus. Das lustigste an dem Kater ist sein Maunzen, welches ich so beschreiben würde: Stellt euch eine Kinderstimme vor, die ziemlich genervt klingt und die ganze Zeit 'Auuuuu' sagt. Ungefähr das ist Ingo. Manchmal höre ich die beiden Katzen nachts sich gegenseitig anmaunzen und streiten. Aber zurück zu unserem Wochenende.

Am Sonntagnachmittag sind wir ins Stadion gegangen. Mit dem Moto ging es ins lokale Stadion nach Nyamirambo, das Stade Régional de Nyamirambo. Uns begleitete Francis, ein Schüler und Freund der Jungs, und unser Nachbar Jean Paul, auch genannt JP. Es spielte der FC Bayern von Ruanda, der Rayon Sport FC gegen die Mannschaft von Al/El Hilal aus dem Südsudan. Das Spiel aus der ostafrikanischen 'Champions League' war gut besucht, vor allem von ruandischen Fans, die sich in den Vereinsfarben weiß und blau oder in diversen Fußballtrikots kleideten. Wir entschieden uns für ein Ticket für 5000 RWF auf der überdachten Steintribüne. Später im Spiel kam auch noch Estelle zu uns, die uns von ihrem ersten Kirchenbesuch (2 Stunden) erzählte. Das Spiel, nicht vergleichbar mit dem europäischen Fußball, endete letztendlich 1:1.

Den Montag verwendeten wir für das erste Einkaufen und Versuche des Handelns. Auf Google Maps Wegen, die mehr Trampelpfade bzw. sogenannte shortcuts (Abkürzungen) sind, machten wir uns auf den Weg nach Mumuji. Als erstes waren wir ziemlich verwirrt, inzwischen haben wir uns aber an die Wege gewöhnt. Unter anderem kauften wir eine Ananas, 5 Bananen, 5 Marakuja und 10 Eier. Bevor Larissa und ich losgingen, fing ich noch an, in mein Typo-Büchlein die ersten Kinyarwanda Wörter und Sätze zu schreiben. Dies half uns total beim verhandeln der Preise des Obstes. Die richtige Aussprache müssen wir wohl noch üben, aber wenigstens konnte man das Buch überall zeigen und immer auf den bestimmten Preis deuten, den ich zahlen wollte. Damit ging die Verständigung einigermaßen leicht von statten und wir konnten uns auf (meist trotzdem etwas überteuerte) humane Preise einigen. Domy erzählte uns nämlich, dass hier relativ viele Amerikamer Urlaub machen, die garnicht handeln. Ich glaube da wir auch Muzungus sind, denken die Locals, dass wir auch nicht handeln.

Wenn wir irgendwann unsere Stammverkäufer haben, die uns auch gut kennen und wissen, dass wir hier nicht nur Urlaub machen, wird das auch anders werden.

Abends aßen wir deutsche Nudeln mit Tomatensauce, bekochen ließen wir uns von Maxi. Da kann ich gleich mal von unserer Küche berichten. Der Gasherd, auch wenn er nicht so aussieht, hat richtige Power und ist echt grandios. Auch wenn wir bisher noch nicht so viel selber gekocht haben, ist die Küche ziemlich genial.

Montag abends putzte ich noch schnell meine Schuhe. Hier in Ruanda legen die Menschen viel Wert auf Sauberkeit, vor allem auf saubere Schuhe. Vor meinem ersten Arbeitstag wollte ich einen guten Eindruck mit sauberen Schuhen hinterlassen. Beim Monopoly spielen fanden wir einen weiteren Gomez, ich würde sagen wir sind auf einem guten Weg, den Döner zu bekommen. Übrigens war Montag ein public holiday (Feiertag), der eigentlich am Sonntag war, den die Regierung aber auf Montag verschoben hat.

Dienstag hieß es um 10 Uhr zur Teatime in der Jumelage zu sein. Danach gab es ein Gespräch mit unserem Director und dem Arbeitsvertrag, den wir befolgen sollen. Hier geht es unter anderem um den richtigen Umgang mit vertraulichen Daten der Jumelage. Für nachmittags sollten wir gleich einen Vortrag über Deutschland halten und erste Grußformeln und Small-talk-Sätze auf ein Plakat schreiben. Etwas überrannt machten wir uns an unsere Aufgabe, die wir anschließend einem Leichtathletik Team, das für 10 Tage in Trier bleibt, vorstellten. Die einzige Hürde: Die Mannschaft konnte kein Englisch und wir kein Kinyarwanda, so musste unser Ansprechpartner vom Büro den Übersetzer spielen. Abends traf ich mich mit Christine in der Stadt und bei einem Erdbeermilchshake erzählte sie mir viel von der Stadt und den Leuten. Ich zeigte ihr meine Arbeitsstelle und wir stellten fest, dass wir recht nah bei einander arbeiten. Allgemein war es ein sehr schöner Abend.

Mittwochs ging es dann schon um kurz nach sieben zu Fuß los, um pünktlich bei der Arbeit zu sein. Der Weg ist zwar nur ca. 2 km lang, geht aber gut 160 Meter steil bergauf. Das ist schon ziemlich anstrengend, die andere Option ist, das Moto zu nehmen.

In der Arbeit sollten wir nachmittags wieder den Vortrag halten, aber dieses Mal für Geschäftsleute, die beruflich für 10 Wochen nach Deutschland gehen. Vorher aber bekamen wir noch die Aufgabe, etwas für die nächste Delegation vorzubereiten. Eine Delegation ist eine Reihe von Ministern, Geschäftsleuten und/oder Verbindungsmännern, die aus Deutschland kommen, um sich hier mit potentiellen Geschäftspartnern und Ministern austauschen, neue Kontakte und (politische) Verbindungen knüpfen. Die nächste Delegation kommt schon Ende August, weswegen sich zur Zeit viele Aufgaben um das Vorbereiten der Delegation drehen. Nachmittags hatten wir dann den erneuten Vortrag. Er wurde richtig interaktiv, wir diskutierten viel zusammen, lernten ihnen nicht nur die Begrüßungsformeln sondern auch wichtige Wörter zur Verständigung in Deutschland wie z.B Bahnhof oder Bushaltestelle. Am Ende bekamen wir sogar ein echtes Lob von unserer Chefin, für den Enthusiasmus und die Mühe die wir uns gemacht hatten und dass die Gruppe sich so gut beteiligt hatte.

Wieder zuhause kam eine Ernüchterung: Die neue Spüle hatte einen Rohrbruch. Erstmal nicht so schlimm, wie es sich anhört, da alles nur aus Plastik ist und glücklicherweise konnte JP den Schaden beseitigen. Abends gingen wir mit Domy und den anderen Freiwilligen in die Karaokebar 514. Diese ist in der Nähe des Convention-centres und relativ beliebt bei Muzungus. Danch ging es auch noch ins Bauhaus (ja das ist auch ein Club) und letztendlich endeten wir im Zag Nut. Das Problem dabei: bis auf die Karaokebar war wirklich nichts los.

Donnerstags (hier auch ein Feiertag) machten wir Pfannkuchen und mehr ist nicht wirklich passiert.

Am nächsten Tag hieß es wieder arbeiten, aber nur bis 3, danach waren Larissa und ich wieder im T2000-Supermarkt einkaufen. Unter anderem besorgten wir Zucker, Erdnussmehl, Mehl; Zutaten die wir Samstags um 4 Uhr Morgens (!) verbackten in einem Geburtstagskuchen. Mein deutsches Schokokuchenrezept änderten wir maßgeblich ab, und experimentierten etwas mit den Zutaten. Letztendlich entstand ein Erdnusskuchen mit Erdnussbutter und Erdnussmehl anstatt einem Haselnussschokokuchen.

Am Wochenende sagte unser Kühlschrank außerdem auch auf Wiedersehen zu uns, er wollte wohl mal Urlaub haben. Hoffenlich funktioniert er bald wieder. Dafür fanden wir aber einen weiteren Gomez; Achtung: es fehlt nur noch einer!

Gestern abend sind wir dann noch zu La Galette gegangen, schon fast das Stammlokal der Jungs. Es gehört einem Deutschen und bietet überwiegend europäische Speisen an. Ich versuchte mich an Spaghetti Carbonara und mein Fazit: zwar anders als ich es gewohnt war aber echt lecker. Abends saßen wir dann noch in der Bar gegenüber.

Heute früh gab es dann das Geburtstagsessen, bis auf, dass der Kuchen unten etwas verbrannt war, schmeckte es allen richtig gut. Kombiniert aßen wir dazu Apfelmus. Abends wollen wir das erste mal unter Chefkoch Sandro eine Gemüsebolognese versuchen, das Geburtstagsdinner für heute. Ich lasse mich mal überraschen, was der Tag noch so bringt. Nächste Woche werden wir eventuell auch unseren ersten Field Trip mitmachen, es bleibt also spannend.

 
 
 

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